Naturhuf und Ponies

Fütterung, Haltung und Pflege

Heuanalysen

Die Analyse einer Heuprobe gibt uns Auskunft über den Gehalt an Feuchtigkeit, Protein, Fasern, Energie, Kalorien und Mineralien.

Beispiel einer Heu-Analyse aus Unst (Shetland, GB)

Analyse einer Heuprobe (Ende Juli/August) aus Unst Shetland (GB)
(pdf)

Erklärung der einzelnen Kategorien einer Heu-Analyse:

Moisture

Feuchtigkeit in %

Dry matter (Gegenstück zu Moisture)

Trockenmasse in %

Die detaillierten Resultate werden bei obigem Beispiel in zwei Kategorien aufgeteilt. "As Sampled" (wie in der Probe) und "Dry Matter" (in der Trockenmasse). "As Sampled" wird auch als "As Fed" (wie gefüttert) bezeichnet.

DE

Digestable Energy (verdauliche Energie) in Mcal (Mega-Kalorien)

Beispiel für den Bedarf an verdaulicher Energie (DE)

Ein 500 kg schweres Pferd/Pony im durchschnittlichen Erhaltungsbedarf benötigt laut NRC* 16.7Mcal verdauliche Energie/Tag (Körpergewicht in kg x 0.0333 = ? Mcal/Tag).

* NRC: National Research Council, Artikel zum Thema: wer ist das NRC?

Beispiel 1 einer Heuprobe mit 1.96 Mcal/kg verdaulicher Energie (DE)


(pdf)

Dieses Maiheu aus der Schweiz (pdf) hat eine verdauliche Energie von 1.96 Mcal/kg. Einem 500kg schweren Pferd/Pony im Erhaltungsbedarf stünden folglich rund 8.5 kg (16.7 / 1.96 = 8.5) dieses Heus pro Tag zu. Wenn wir nun davon ausgehen, dass Pferde/Ponys pro Tag 2% ihres Körpergewichts an Heu fressen (im Falle unseres 500kg schweren Pferdes also 10kg), so ergäbe das 19.6 Mcal/Tag (10 x 1.96 Mcal) also 2.9 Mcal / Tag (19.6 Mcal - 16.7 Mcal) zuviel verdauliche Energie für unser 500kg schweres Pferd/Pony im Erhaltungsbedarf.

Beispiel 2 einer Heuprobe mit 1.66 Mcal/kg verdaulicher Energie (DE)


(pdf)

Mit einer DE von 1.66 Mcal/kg ist diese Heuprobe aus Sandwick (Shetland, GB) (pdf) vom verdaulichen Energiegehalt her für unser 500 kg schweres Pferd/Pony im Erhaltungsbedarf ein perfektes Heu. Es könnte sogar durchaus sein, dass bei höherer Leistungserbringung neben frei verfügbarem Heu z.B. mit Rübenschnitzeln ergänzt werden müsste.

Heu wässern

Wenn ein Heu, gemessen am geschätzten Energieverbrauch des Pferdes/Ponys wie in Beispiel 1 im Gesamten zuviel verdauliche Energie (DE) hat, kann durch einstündiges Einlegen in Wasser ein Teil der Kohlenhydrate herausgelöst, danach weggespült und dadurch der Gesamtgehalt der verdaulichen Energie (DE) gesenkt werden.

CP

Crude Protein (Rohprotein) wird in Prozenten angegeben. Die Analyse misst den Stickstoffgehalt der Futterprobe und multipliziert diesen mit 6.25. Die daraus resultierende Zahl ergibt das Rohprotein.

Beispiel für den Bedarf an Rohprotein (CP)

Ein 500kg schweres Pferd/Pony im durchschnittlichen Erhaltungsbedarf benötigt laut NRC* 630 g Rohprotein / Tag (Körpergewicht in kg x 1.26 = ? g/Tag).

* NRC: National Research Council, Artikel zum Thema: wer ist das NRC?

Beispiel einer Heuprobe mit 106.4 g/kg Rohprotein (CP)


(pdf)

Dieses Heu aus Bressay (Shetland, GB) (pdf) beinhaltet 106.4 g Rohprotein (CP)/kg. Wenn wir davon ausgehen, dass Pferde pro Tag 2% ihres Körpergewichts an Heu fressen (im Falle unseres 500 kg schweren Pferdes/Ponys also 10kg), so ergäbe das 1064 g aufgenommenes Rohprotein pro Tag (10 x 106.4 g CP). Die im vorherigen Abschnitt für den Erhaltungsbedarf unseres 500 kg schweren Pferdes/Ponys nötigen 630 g Rohprotein wären also mit diesem Heu gut abgedeckt. Dabei ist zu beachten, dass der Anteil der essentiellen Aminosäure Lysin mindestens 4.3% vom täglichen Rohproteinbedarf (630 g) ausmachen sollte. In unserem Beispiel hat es pro 1 kg Heu geschätzte 3.7 g Lysin. Das ergibt 37 g Lysin auf 10 kg gefressenes Heu. Der tägliche Erhaltungsbedarf von 27 g Lysin für unser 500 kg schweres Pferd/Pony wäre also auch hier durchs Heu ausreichend abgedeckt.

Estimated Lysine

geschätzte Menge an Lysin (essentielle Aminosäure)

Kohlenhydrate

In Bezug auf Insulinresistenz scheint es, dass die beiden bedeutenden Kohlenhydrat-Kategorien Stärke und ESC sind.

Starch

Stärke (100% Glucose)

ESC

Ethanol Soluble Carbohydrates (alkohollösliche Kohlenhydrate):
die mit dieser Technik extrahierten Bestandteile sind Einfachzucker wie Glucose und Fructose (beides Monosaccharide) sowie das Disaccharid Sucrose. Sucrose (auch Zucker oder Saccharose genannt) besteht je zur Hälfte aus Fructose und Glucose.

Anmerkung zu ESC und Stärke

Die Summe von ESC und Stärke sollte im Futter unter 10% betragen. Andernfalls oder bei sehr hohem Stärkeanteil (mit Wasser nicht herauswaschbar) ist es ratsam, auf dieses Heu zu verzichten.

Beispiel ESC-Wert in Heuprobe (ungewässert/gewässert)


ungewässert


gewässert

Dieses Maiheu aus der Schweiz wurde sowohl einmal ungewässert (pdf) als auch 1 Stunde gewässert (pdf) zur Analyse geschickt. Der ESC-Wert liegt bei der gewässerten Heuprobe um 61% tiefer. Die Erhöhung beim Stärkewert (24% höher) mag darin liegen, dass die bei dieser Analyse angewandte preislich günstigere Technik* im Kohlenhydrat-Bereich ungenau ist und daher nur Tendenzwert hat. Gehen wir von einer 24%igen Ungenauigkeit aus, hat das 1 Stunde gewässerte Heu immer noch erfreuliche 37% weniger ESC.

* Seit Mai 2010 verwenden wir für unsere Heuproben statt "Equi-Tech" die akkuratere Analyse "Trainer" von Equi-Analytical.

WSC

Water Soluble Carbohydrates (wasserlösliche Kohlenhydrate):
mit eingeschlossen sind sowohl einfache Zucker (wie in ESC) als auch einige Fruktane.

NSC

Non Structural Carbohydrates (nicht-strukturierte Kohlenhydrate):
mit eingeschlossen sind WSC und Stärke.

NFC

Non Fiber Carbohydrates (nicht-faserige Kohlenhydrate):
mit eingeschlossen sind sowohl Zucker und Stärke welche vom Pferd/Pony im Dünndarm verdaut werden als auch die im Dickdarm fermentierten nicht-faserigen Kohlenhydrate. Namentlich: einfache Zucker, komplexe Pflanzen-Zucker, Fruktan, Stärke und Pektin. Das Polysaccharid Pektin, auch bekannt als "lösliche Faser", kann im Dickdarm leicht fermentiert werden (durch Enzyme der Darmbakterien), ohne einen gefährlichen Einbruch des pH-Wertes zu verursachen. Leguminosen wie Alfalfa und Klee haben einen höheren Pektinanteil als Gras.

Fasern

auch eine Form von Kohlenhydraten, können nicht im Dünndarm verdaut werden und sind im Dickdarm schwerer fermentierbar als Pektin oder andere nicht-faserige Kohlenhydrate. Die Fasern werden in dieser Analyse als NDF (Neutral Detergent Fibers) und ADF (Acid Detergent Fibers) aufgeführt.

NDF

Neutral Detergent Fibers
Die Behandlung einer Heuprobe mit einer neutralen Detergentienlösung liefert den Gehalt an Hemizellulose, Zellulose und Lignin. Hemizellulose kann vom Pferd/Pony am einfachsten fermentiert werden, gefolgt von Zellulose. Lignin ist praktisch unverdaulich. Es ist eine sehr steife und starke Faser (Holz z.B. hat einen hohen Ligninanteil). Der Anteil des Lignins im Gras nimmt zu, je älter es ist (Juniheu hat folglich höhere Ligninwerte als Maiheu). Die Kategorie NDF liefert eine Art Mampf- oder Akzeptanzfaktor: Je höher der Anteil von NDF in einem Futter ist, desto weniger wird das Pferd/Pony davon fressen. Futter mit einem NDF-Anteil von über 65% wird möglicherweise sogar verweigert.

ADF

Acid Detergent Fibers
Die Behandlung einer Heuprobe mit einer sauren Detergentienlösung liefert den Gehalt an Zellulose und Lignin. ADF enthält die schlecht fermentierbaren Fasern und sollte im Futter einen Anteil von unter 45% haben.

Crude Fat (Rohfett)

beinhaltet Fette, Lipoide, Wachse, Fettsäuren und fettlösliche Vitamine.

Ash (Rohasche)

besteht aus Mineralien (Mengen- und Spurenelemente), aber auch aus unlöslichen Stoffen (Sand, Ton).

Minerale (Mengen- und Spurenelemente)

Als nächstes aufgelistet sind die Minerale, welche vom Pferd/Pony im Grammbereich (g) benötigt werden, also die Mengenelemente Calcium (Ca), Phosphor (P), Magnesium (Mg), Kalium (K) (engl. Potassium) und Natrium (Na) (engl. Sodium, Anm.: Salz besteht aus 40% Natrium). Laut Dr. E. Kellon sollten die Verhältnisse der Mengenelemente im Futter eines Pferdes/Ponys wie folgt zueinander stehen: 1.2Ca:1P bis 2Ca:1P, 2Ca:1Mg

Zu guter Letzt werden in unserer Analyse diejenigen Minerale aufgelistet, welche vom Pferd/Pony im Milligrammbereich (mg) benötigt werden, namentlich die Spurenelemente Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Zink (Zn), Mangan (Mn) und Molybdän (Mo). Aufgeführt werden diese in ppm = parts per million = Teile/Million = mg/kg. Laut Dr. E. Kellon sollten die Verhältnis der Spurenelemente im Futter eines Pferdes/Ponys wie folgt zueinander stehen: 4Fe:1Cu:3Zn:3Mn.

Mineralfutterzusatz

Falls im Futter aufgrund der Analyseresultate bei einzelnen Mineralen eine Unterversorgung bestehen sollte und/oder die Verhältnisse der Mengen- und Spurenelemente untereinander unstimmig sind, Bedarf es ergänzender und ausgleichender Mineralzusätze. Eisen z.B. ist nach unserer Erfahrung im Heu meist reichlich vorhanden, Kupfer und Zink hingegen im Verhältnis dazu oft stark untervertreten.

Tabelle zur Ermittlung der täglichen Mineraldefizite in Bezug auf den Mindestbedarf nach NRC (resp. nach Empfehlung von Dr. E. Kellon: 150% NRC)

Mineral täglicher Mindest-Bedarf nach NRC Empfehlung Dr. E. Kellon:
150% vom täglichen Mindest-Bedarf nach NRC
tägliches Defizit in Bezug auf den Mindest-Bedarf tägliches Defizit in Bezug auf 150% Mindest-Bedarf in 10 kg der analysierten Heuprobe aus der Schweiz (pdf) enthalten
Calcium (Ca) 24 g 36 g kein Defizit kein Defizit 68.7 g
Phosphor (P) 14.4 g 21.6 g kein Defizit kein Defizit 22.3 g
Magnesium (Mg) 7.6 g 11.4 (18) g kein Defizit kein Defizit 16.9 g
Kalium (K) 22.8 g = NRC kein Defizit kein Defizit 179.5 g
Natrium (Na) 11.1 g = NRC 8.6 g 8.6 g 2.5 g
Eisen (Fe) 320 mg = NRC kein Defizit kein Defizit 2610 mg
Kupfer (Cu) 80 mg 120 mg kein Defizit 40 mg 80 mg
Zink (Zn) 320 mg 480 mg 100 mg 260 mg 220 mg
Mangan (Mn) 320 mg 480 mg kein Defizit 140 mg 340 mg

Mengenelemente:

Defizite ausgleichen, Elemente untereinander vergleichen und wo nötig Verhältnisse ausbalancieren

Beim Kalzium (Ca), Phosphor (P) und Magnesium (Mg) besteht in unserer Heuprobe aus der Schweiz (pdf) eigentlich keine Versorgungslücke.

Betrachten wir nun aber die Verhältnisse dieser drei Minerale zueinander, so ergeben sich folgende Konstellationen:
Statt der anzustrebenden 2Ca : 1P : 1Mg, Verhältnisse von 3Ca : 1P (68.7 g Ca : 22.3 g P) und 4Ca : 1Mg (68.7 g Ca : 16.9 g Mg)

10 kg unserer Heuprobe müssten demnach mit 12 g Phosphor ((68.7 ÷ 2) - 22.3) und mit 17.5 g Mg ((68.7 ÷ 2) - 16.9) ausbalanciert werden.

Natrium hat es in unserer Heuprobe aus der Schweiz (pdf) - bei einem Mindestbedarf von 11.1 g auf 10 kg Heu - zuwenig. Das Versorgungsdefizit von 8.6 g kann mithilfe von jodiertem Kochsalz gut ausgeglichen werden.

Salz (Natriumchlorid) besteht zu 40% aus Natrium. Das ergibt folglich 21.5 g (8.6 ÷ 40 × 100) dargereichtes Salz auf 10 kg unserer Heuprobe.

Spurenelemente ausbalancieren

Defizite ausgleichen, Elemente untereinander vergleichen und wo nötig Verhältnisse ausbalancieren

Beim Kupfer besteht in unserer Heuprobe aus der Schweiz (pdf) - bei einem Bedarf von 120 mg Cu auf 10 kg Heu - ein Versorgungsdefizit von 40 mg Cu (120-80), welches mithilfe eines Mineralzusatzes ausgeglichen werden kann.

Trotz diesem Ausgleich zeigt sich aber beim Verhältnis von Eisen zu Kupfer eine Imbalance von 21.75Fe : 1Cu (2610 mg Fe : 120 mg Cu) statt dem anzustrebenden Verhältnis 4Fe : 1Cu.

Es bräuchte demnach 652.5 mg Cu (2610 mg ÷ 4) um mit dem in 10 kg Heu enthaltenen Eisen (2610 mg) in Balance zu sein. Abzüglich der bereits enthaltenen 80 mg Cu, ergäbe sich ein Mineralzusatz mit 572.5 mg Kupfer (652.5 - 80) auf 10kg Heu.

Beim Zink besteht in unserer Heuprobe aus der Schweiz (pdf) - bei einem Bedarf von 480 mg auf 10 kg Heu - eine Versorgungslücke von 260 mg, welche mithilfe eines Mineralzusatzes gefüllt werden kann.

Trotz diesem Ausgleich zeigt sich beim Verhältnis von Eisen zu Zink eine Imbalance von 5.4Fe : 1Zn (2610 mg Fe ÷ 480 mg Zn) statt dem anzustrebenden Verhältnis 4Fe : 3Zn.

Es bräuchte demnach 1957.5 mg Zink (2610 mg ÷ 4 × 3) um mit dem in 10 kg Heu enthaltenen Eisen (2610 mg) in Balance zu sein. Abzüglich der bereits enthaltenen 220 mg Zink, ergäbe sich ein Mineralzusatz mit 1737.5 mg Zink (1957.5 - 220) auf 10 kg unserer Heuprobe.

Beim Mangan besteht in unserer Heuprobe aus der Schweiz (pdf) - bei einem Bedarf von 480 mg auf 10 kg Heu - ein Versorgungsdefizit von 140 mg, welches mithilfe eines Mineralzusatzes ausgeglichen werden kann.

Trotz diesem Ausgleich zeigt sich beim Verhältnis von Eisen zu Mangan eine Imbalance von 5.4Fe : 1Mn (2610 ÷ 480) statt dem anzustrebenden Verhältnis 4Fe : 3Mn.

Es bräuchte demnach 1957.5 mg Mangan (2610 ÷ 4 × 3) um mit dem in 10 kg Heu enthaltenen Eisen (2610 mg) in Balance zu sein. Abzüglich der bereits enthaltenen 340 mg Mangan, ergäbe sich ein Mineralzusatz mit 1617.5 mg Mangan (1957.5 - 340) auf 10 kg unserer Heuprobe.

Supplementierung der Mineralzusätze

Wir verabreichen die Mineralzusätze zusammen mit frisch geschrotetem Leinsamen (Omega-3-Fettsäuren), getrockneter Bierhefe (Aminosäuren, hoher Gehalt an verschiedenen B-Vitaminen), Vitamin E und Rübenschnitzelpellets. Letztere unbedingt gut in Wasser einweichen und sowohl davor als auch danach gründlich abspülen.

Wichtig: die Mineralzusätze sollten kein zusätzliches Eisen in die Ration miteinbringen, da sonst die balancierten Vehältnisse erneut aus dem Gleichgewicht geraten.

Quellen:
Dr. E. Kellon, "Care and Rehabilitation of the Equine Foot" (Pete Ramey)
H. Meyer und M. Coenen, "Pferdefütterung"

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Gestaltung und Realisation:
Christoph Elsaesser